Die Brennerbahn:

Die ersten Vorschläge zum Bau dieser Nord-Süd Alpentransversale wurden bereits 1835 unterbreitet, fanden aber anfänglich keinen Zuspruch. Nachfolgend wurden mehrere verschiedene Projekte entworfen um den gewaltigen Höhenunterschied von 800 Metern auf kurzer Distanz zu überwinden. Nach weiteren Verhandlungen im Verlauf des Jahres 1863 konnte schlussendlich am 23. Februar 1864 mit dem Bau unter Führung von Ing. Carl von Etzel begonnen werden. Aufgeteilt in 16 Baulose arbeiteten mehreren Firmen aus allen Teilen der K.K. Monarchie an der Brennerbahn, welche nach nur drei Jahren Bauzeit am 24. August 1867 fertiggestellt wurde.

Als Betreibergesellschaft fungierte bis zum Ende des Ersten Weltkrieges (1918) die Südbahngesellschaft. Nach dem Friedensschluss von St. Germain wurde die Strecke an der neu entstandenen Grenze am Brenner in zwei Teile geteilt, wobei der südliche Streckenabschnitt (ca. 90 km) an Italien fiel.

Der schwierige und aufwendige Betrieb mit Dampflokomotiven führte bereits 1925 zu einer schnellen Elektrifizierung der Linie. Während auf österreichischer Seite das bestens bewährte Stromsystem mit 15.000 Volt und 16 2/3 Hz Wechselstrom gebaut wurde, entschied man sich auf der italienischen Seite aus strategischen Gründen für 3.600 Volt 16 2/3 Hz Drehstrom. Dies führte zum obligatorischen Lokwechsel an der Grenze.

Während des 2. Weltkrieges hatte die Brennerbahn als Achse zwischen Berlin und Rom eine bedeutende Aufgabe im Güter- und Truppentransport inne. Durch die Seeblockade war Italien auf die Versorgung mit Rohstoffen und Kriegsmaterial über dem Landweg gezwungen. Deshalb war die Linie öfters den Luftangriffen der Alliierten ausgesetzt. Nach dem Kriegsende war die schwer beschädigte Bahnlinie rasch wieder vollständig aufgebaut und funktionstüchtig.

Ab 1950 begann der Güterverkehr stetig zu wachsen, wobei ein Problem mit der zu langen Beförderungsdauer auftauchte. Lange Standzeiten und der notwendige Lokomotivwechsel an der Grenze führten zu einer Verlagerung des Transportes auf die Straße. In den letzten Jahren wurden einige Modernisierungsmaßnahmen am Schienenweg (u.a. der Schlerntunnel) und Rollmaterial ("Rollende Landstraße" und Container-Blockzüge) unternommen um den Gütertransport wieder zurück zu gewinnen. Seit Herbst 2001 verkehrt die erste private Eisenbahngesellschaft "RTC" (Rail Traction Company) mit Containerzügen von Verona nach München. Seit 2004 werden von Seiten der RTC sogenannte "Zweisystem"-Loks eingesetzt. Diese ermöglichen es, Züge von München direkt nach Verona zu befördern, ohne am Brenner den unwirtschaftlichen Lokwechsel durchführen zu müssen.

Studien für die Errichtung des Brennerbasistunnels wurden in den letzten Jahren durchgeführt, demnächst soll mit dem Bau des ersten Probestollen begonnen werden. Den Plänen zufolge würde dieser Tunnel die Brennerstrecke von Innsbruck bis Franzensfeste untertunneln, was die Fahrtzeit drastisch kürzen würde.